Veröffentlicht in Sekundenschlaf

Herbstwinterliche Sonnenschneeflocken (Oktober)

Nun sitz ich hier im Raum der Zeit. Es ist kurz nach 8 Uhr an einem herbstlichen Donnerstag. Aber eigentlich ist das egal. Die Sonne kommt in den letzten Zügen des Jahres mit Müh und Not zum Vorschein und beschert eine langsam endende spätsommerliche Stimmung. Mit einem Tee verkriech ich mich unter meiner warmen Decke. So starre ich aus dem Fenster, welches mir erst seit fast 2 Monaten die Außenwelt zeigt. In Gedanken versunken sitze ich einfach so da. Genieße die Ruhe dieses wunderschönen Morgens, die Freiheit zu meinen Füßen. Ich kann in dieser Welt tun und lassen was ich will… Die Schulzeit ist vorbei, das Jahr danach ist vorbei und bald bin auch ich vorbei. Ich besitze die komplette Freiheit, trotz den gesellschaftlichen Verpflichtungen, in meinem Kopf tun und lassen zu können was ich will. Diese Macht der Gedanken, welche manchmal vom Alltag überdeckt wird, entfaltet sich so oft in den ruhigen Minuten meines Lebens. Es ist Zeit, dass ich zur Ruhe komme. Nicht um meine weiteren Schritte zu planen, sondern um einfach da zu sein. Zu sitzen und dem allmählichen Verschwinden der Sonne ein Gast zu sein. Es tut gut einfach nur zu sein. Es tut gut einfach nur zu sitzen. Wenigstens für ein paar Minuten

Außerhalb dieser Welt bewegen sich die Blätter im leichten Wind. Ich kann ihn auf meiner Haut spüren. Ich bemerke, wie sie mit jedem Tag ihre Farbe ein bisschen verändern, bis sie schließlich zufrieden ihrer Bestimmung folgen. Die letzten Jahre ist der Anbruch des Herbstes an mir vorbeigeflogen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Zu der Zeit war ich Kopf über in Dinge vertieft, von denen ich heute keinen Funken mehr weiß. Und das ist auch gut so. Jeglichen Balast der letzten Jahre habe ich stets abgeworfen, diese Eigenschaft für eine Schwäche gehalten. Doch in den letzten Momenten habe ich gespürt, dass es nur so für mich möglich war, den heutigen Moment zu leben. Ich sitze hier und mache mir keine Sorgen was war oder was kommt. Manche nennen es falschen Optimismus, Naivität oder Dummheit. Doch ich habe aufgehört, mich mit vorgezogener Schüchternheit für meine Art zu rechtfertigen, da es meine Welt ist. Nur meine. Und selbst wenn du diese Gedanken verstehst und nachvollziehen kannst, fühlst du sie niemals so wie ich. Deswegen versuche ich es erst gar nicht und lasse jeden in seiner Welt reden und denken, tun und machen, leben und sterben. 

Mit jedem Atemzug verweile ich in Gedanken. Mit jedem Atemzug komme ich der Ewigkeit näher. Mit jedem Atemzug spüre ich den Geist, der in mir weilt. Mit jedem Atemzug besiegel ich mein Ende, denn ich lebe nicht später.

Jayzo

Veröffentlicht in Sekundenschlaf

Der Sonnenregenbogen

Schlaflos irre ich umher. Ein Fremder doch niemals der Verlorene. In meiner eigenen Welt geschützt, erkämpfe ich mir den Weg zum Licht. Voller Zuversicht und Liebe ebnet sich mein Weg, mit den Pflastersteinen meiner Träume. Wie auf Wolken gleite ich Richtung Horizont. Von Außen mögen meine Schritte unsicher und wackelig erscheinen, doch in mir sind sie die Ruhe selbst.

Menschen schauen mich an und gehen weiter. Manche stoppen kurz, versuchen wie durch ein Fenster einen Blick in meine Wahrnehmung zu erhalten, folgen wieder ihren Schritten. Doch im Sekundentakt erneuere ich mein Schutzschild vor der Bedrohung. In mir lebt ein Geist, während mein Umfeld trotz vieler bunter ‚Farben‘ wie ausgestorben scheint. Ich verurteile sie nicht. Noch gewähre ich ihnen Zulass. So schnell wie die neugierigen Blicke auf mir liegen, fliegen sie auch wieder weg. Wie die Blätter im Herbst werden sie von dem weggetragen, was sich gerade in der Luft befindet. Ich hingegen bleibe stehen. Wie jedes andere Individuum bilde ich mir ein, die ganze Welt würde sich um mich drehen. So steht mein Leihgut des Lebens auf dem selben Fleck, wie schon meine Brüder und Schwestern Jahrhunderte zuvor. Und wie sie schon verfalle ich immer wieder meiner Selbst. Genauso wie sich ihr Universum nach ihnen richtete, ist meins meine ewige Schönheit. Es gibt nichts das mich hier hält. Nichts, dass meine Vorstellung von der Wahrnehmung beeinflussen lässt. Nur wenige werden Zuschauer meiner Komödie. Und doch klatschen sie mit den Händen ihres Vergehens, weinen mit den Tränen ihres Fleisches, lachen mit den Stimmen ihres Blutes und wundern sich, wie ich so leben kann. Zum Glück. Müsste ich meine Gedanken mit jemandem teilen, der genau erwartet alles wie ich zu empfinden, wäre meine Welt ein Schauplatz des Voyeurismus.

So setzte ich einen Fuß vor den anderen, atme einen Luftzug nach dem anderen, esse ein Stück nach dem anderen und will weder das Leben von dem Einen noch dem Anderen. Zurückgezogen in meiner Welt fühle ich mich am wohlsten. Ich verstehe ihre Sprache, doch sprechen tu ich sie nicht. Warum auch. Ich brauche nichts von ihnen, was sie mir nicht geben wollen. Die Einzigartigkeit jedes Menschen ist eine Gabe und Gefängnis zugleich. Doch ich lebe gern hier. Für mich gibt es keine Mauern die meine Welt umgeben. Ich bin allein hier, wovor sollte ich mich schützen. Heute mach ich dies und morgen das. Für viele scheint es Unsicherheit zu sein, doch in mir lodert ein Feuerwerk des Lebens. Meine Zeit ist zu kostbar, als mich nur einer Sache zu verschreiben und Rechtfertigung nach Rechtfertigung zu äußern.

Deswegen geh ich weiter. Mit jedem Meter wackeliger und doch gefestigter. Langsam schauen mich mehr Menschen an, einige bleiben stehen. In meiner Wahrnehmung sind sie Enten, die sich kopfüber um das letzte Brot in Mitten des Paradieses schlagen. Ich erwarte jede Sekunde, dass das Spektakel beginnt. Früher wurde ich oft gefragt, wo denn mein Kopf sei. Ich muss zugeben, ich habe ihn bis heute nicht gefunden. Meine Energie ist nämlich wie das Leben. Nie im Stillstand, nie verschlossen. Für mich bin ich der Anfang, Wendepunkt und Ende zugleich, in genau dieser Sekunde meiner Lebensgeschichte. Tausendfach gesehen doch selten verstanden.